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03.03.2014

16.01. - 20.01.2014 Vorbei an Ziegen die auf Bäume klettern wieder an den Atlantik

Auf der Fahrt von Marakesch zurück an die Küste nach Essaoira fahren wir durch ein großes Gebiet, das von Arganbäumen dominiert wird. Diese Bäume wachsen nur am mittleren Atlas und die Früchte, eine Art Mandeln, liefern das sehr teuere Arganöl. Es findet Anwendung in der Gastronomie und Kosmetik und zeichnet sich durch seine goldene Farbe und seinen intensiven Geruch aus. Wir besuchen auf dieser Fahrt eine Frauenkooperative der Arganölgewinnung.
Der marokkanische Staat unterstützte die Gründung der UCFA (Union des Coopératives des femmes de l’Arganeraie). In dieser Organisation sorgen etwa 22 Kooperativen mit mehr als 1000 Frauen dafür, dass die Tradition des handgepressten Arganöls erhalten bleibt. Vom Verkauf des Öls können die rund 6000 Familienangehörigen in den Dörfern leben und die Familienverbände bleiben erhalten, weil keine Notwendigkeit besteht, in den Fabriken der Städte zu arbeiten. Mit der Entdeckung des Arganöls für die Kosmetikindustrie als Bestandteil von Pflegeprodukten konnte darüber hinaus langfristig eine Nachfrage für die Produkte der Kooperativen geschaffen werden.
Die Handpressung von Arganöl ist wesentlich zeitaufwändiger als die Herstellung mit Hilfe von Pressmaschinen. Zur Gewinnung eines Liters handgepressten Arganöls sind etwa zwei Tage Arbeit erforderlich. Auch der Einsatz der Früchte ist deutlich höher; zur Produktion eines Liters werden ungefähr 30 Kilogramm Früchte benötigt, also die Ernte von 4-5 Bäumen. Dies erklärt den relativ hohen Preis. Da die Kooperativen der UCFA für die eigene Vermarktung arbeiten, bleibt die Wertschöpfung ihrer Arbeit bei den Frauen.
Bei der traditionellen Handpressung werden die geernteten Früchte und Mandeln ausschließlich von Hand in einem bis zu 24 Stunden dauernden Prozess gepresst.
Das Sammeln und Verarbeiten der Arganfrüchte ist von jeher Frauensache. Nach dem Trocknen der Früchte wird das Fruchtfleisch entfernt. Fehlerhafte und faule Kerne werden aussortiert. Die harten Kerne werden danach aufgeklopft. Die darin enthaltenen Mandeln werden entfernt und angeröstet. Anschließend werden die Mandeln von Hand in einer Steinmühle zermahlen. Unter Zugabe von abgekochtem Wasser wird dann das gewonnene Mandel-Mus zu einem Brei, der so lange gerührt und geknetet wird, bis das Öl in einem kleinen Rinnsal aus der Masse heraustritt.
Die Röstung lässt charakteristische Aromastoffe entstehen, wodurch aber die einer Kaltpressung zugeschriebenen „Natürlichkeit“ verloren geht. Es ist aber auch Öl aus ungerösteten Samen im Handel. Gute Qualitätsöle liegen (2014) im Preisbereich von 90–120 Euro pro Liter, was manche Hersteller zur Lebensmittelfälschung verführt.
Ich leiste mir ein kleines Fläschchen dieses Wundermittels das als Antiagingmittel unerreicht sein soll. Ich werde es regelmäßig anwenden und hoffe bald mein Geburtsdatum in meinem Pass korrigieren lassen zu können.
Seit über 80 Millionen Jahren existiert der Arganbaum; dessen Stamm bis zu 15 m Umfang erreichen kann und mit seinen bis zu 30 (!) Meter in die Tiefe reichenden Wurzeln den Boden gegen Erosion schützt. Heute wächst er nur noch im Südwesten Marokkos auf  820 000 Hektar, das ist ein Gebiet ungefähr halb so groß wie das Bundesland Thüringen.
Der Arganbaum
Ein Novum, das man nur hier antrifft, Ziegen auf Bäumen. Da die Gegend im Sommer sehr trocken ist, haben die Ziegen gelernt auf die Bäume zu klettern um sich von dem Grün und den Früchten zu ernähren.




Weiter geht unsere Fahrt nach Essaoira, eine kleine, ehemals portugisische  Hafenstadt mit ca. 80.000 Einwohnern. Die im 18. Jahrhundert angelegte Medina wurde 2001 von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt.
Die Stadtmauer beherbergt eine große Anzahl von Kanonen aus dem 17. Jahrhundert.
Essaoira ist ein beliebtes Surfgebiet und daher ein beliebter Treffpunkt der Jugend. Am Hafen findet man eine große Anzahl von Garküchen, die ganz frischen Fisch und Meeresfrüchte die man sich direkt aussuchen kann, für umgerechnet 5 - 8 Euro schmackhaft zubereiten.

Nachdem wir den Sonnenuntergang am Strand genossen haben, verbringen wir die Nacht auf einem Free Camp mit Lagerfeuer bei Sidi Kaouki.




Am nächsten Morgen, kommt ein alter Mann auf einem Esel und versorgt uns mit frischem Fladenbrot.
So gestärkt, starten wir den Tag mit der Fahrt in Richtung Agadir. Es geht auf einer schmalen und teilweise sehr schlechten Straße enlang der wildromantischen Atlantikküste mit einigen Fotostopps und einer ausgedehnten Mittagspause im Point Immousane.










Gegen Spätnachmittag erreichen wir den Campingplatz Terre de Ocean, etwa 20 km nördlich von Agadir. Hier gibt es saubere Sanitäranlagen, die wir nach dem Freecamp natürlich gerne nutzen. In der Nacht schüttet es wie aus Eimern. Wer solch ein Unwetter mal in einem Wohnmobil erlebt hat weiß, mit schlafen war da nicht viel.
Am Morgen ist der Verkehr auf der Küstenstraße in Richtung Agadir durch Schlammlawinen stark beeinträchtigt aber wir erreichen Agadir nach etlichen Unterbrechungen noch Vormittags. Die Stadt, wurde bei dem Erdbeben vom 29. Februar 1960 fast vollständig zerstört.
Vor der Katastrophe hatte Agadir ungefähr 50.000 Einwohner. Obwohl schon 1731 die nahe gelegene spanische Ansiedlung Santa Cruz de Aguer durch ein vergleichbares Erdbeben ausgelöscht wurde, galt die Region als erdbebensicher. Am Abend des 29. Februar 1960 feierten die Einwohner Agadirs den dritten Abend des Ramadan. Nach mehreren leichten Beben in der Vorwoche und einer schwereren Erschütterung am Vormittag kam es um 23:41 Uhr zum Hauptbeben. Das Beben dauerte weniger als 15 Sekunden und hatte mit der Stärke 5,7 im Vergleich zu anderen schweren Erdbebenkatastrophen eine geringe Magnitude. Da das Epizentrum aber direkt unter der über 400 Jahre alten Stadt lag, war die Wirkung verheerend. Mit bis zu 15.000 Menschen wurde fast ein Drittel der Bevölkerung der Stadt getötet. 12.000 Einwohner erlitten Verletzungen. Ca. 35.000 Menschen, also fast alle Überlebenden, verloren ihr Obdach.
Nach dem Wiederaufbau ist Agadir eine moderne Hafenstadt, mit nun ca. 600 000 Einwohnern von der man sagt sie gehöre nicht zu Marokko weil sie mehr europäischen Charakter hat.
Wir benutzen die letzte Gelegenheit vor unserem Eintauchen in das ländliche Marokko und der Wüste, in einem großem Einkaufscentrum europäischer Art alles das einzukaufen, was es in dieser Form in den nächsten drei Wochen nicht mehr geben wird.

Nach weiteren 100 km erreichen wir unser heutiges Tagesziel den Campingplatz Aglou Plage. Eigentlich war Freecamping auf einem kleinen Bauernhof in der Nähe geplant, aber auf dem Weg dorthin gab es eine Höhenbeschränkung und so sind wir drei Tage auf dem Cämpingplatz geblieben und konnten mit dem Komfort (Strom, Wasser, Duschen und WC) drei Tage entspannen.











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