Gesamtzahl der Seitenaufrufe

05.03.2014

30.01. - 01.02.2014 Von Agdz nach Merzouga - Nur keine Höhenangst

Zwei Fahrzeuge haben sich verabschiedet. Der Gruppenzwang ist nichts für jeden. Also sind wir nur noch fünf. Das heißt eigentlich bin ich alleine. Der Rest kommt heute aus dem Wüstencamp und wir verabreden uns auf dem Campingplatz von Agdz. Wir sind auf der Fahrt nach Zagorra hier schon mal durchgekommen, wollen uns aber jetzt hier eine Kashba ansehen und übernachten.
Auf dem Weg dorthin werde ich geblitzt. Es gibt sehr viele Verkehrskontrollen in Marokko aber den Touristen begegnet die Polizei mit, von ganz oben verordneter, großer Höflichkeit. Im Konvoi wäre mir höchstwahrscheinlich nichts passiert aber so als Solofahrer werde ich herausgewunken. 7 km zu schnell. Sie meinen ich solle 300 Dirham (27 €) bezahlen. Am Besten, ich verstehe nichts, dass kann ja nichts schaden und mein französisch ist sowieso nicht ausreichend. Ich spreche englisch aber die Polizisten nicht. Irgendwann werde ich gefragt ob ich Engländer wäre. Ich verneine und sage "Alleman". Sofort reduziert der Eine meine Strafe auf 100 Dirham. Das verstehe ich und bezahle sofort. Am Abend auf dem Campingplatz erzähle ich dass ich für Allemann 100 Dirham bezahlt hätte und jetzt von jedem 20 bekäme. Ich habe sie zwar nicht bekommen aber alle fanden das lustig.



Wir stehen auf dem Campingplatz, der zur Kasbah gehört, die noch von der Fürstenfamilie bewohnt wird, die sie mit großem Aufwand instandhält und restauriert. Wir haben die Gelegenheit von der deutschsprechenden, französischen Ehefrau des Fürsten,  Madame Gail, eine sehr informative und humorvolle Führung zu bekommen. Besonders hängen geblieben ist mir ihre Ausführung, dass es bei den Berberfürsten üblich war, Gäste drei Tage unterzubringen und zu bewirten. Auf meine Feststellung, dass dieses ein günstiges Reisen in Marokko ermöglichen würde, wies Madame daraufhin: das war einmal !!
In Marokko wird die Bezeichnung Kasbah für Festungsanlagen außerhalb von Städten, vor allem im Atlasgebirge gebraucht. Diese wurden von den Herrschern (v. a. unter Moulay Ismail) zur Kontrolle der Küsten und des Hinterlandes mit den hier ansässigen und stets unruhigen Berberstämmen errichtet.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Begriff Kasbah auch auf die aus Stampflehm errichteten Festungsanlagen der Berberfürsten im Süden Marokkos übertragen. Nicht selten wird der Begriff Kasbah auch auf die Wohnburgen der Berber angewandt, doch stand bei diesen Bauten der militärische Aspekt weit im Hintergrund.


Wir fahren am nächsten Morgen weiter um uns das geschichtsträchtigen Ksar (befestigtes Dorf) Ait Benhaddou anzusehen.
























 El Shakal, unser Führer

Der Ort liegt etwa 30 km in nordwestlicher Richtung von der Stadt Ouarzazate entfernt an einem Berghang in etwa 1300 m Höhe am Ufer des − meist ausgetrockneten − Asif Mellah.
Am Flussufer wachsen noch Dattelpalmen, die jedoch aufgrund der kühlen Höhenlage keine Früchte mehr hervorbringen, deren faserige Stämme jedoch in früheren Zeiten beim Bau von Decken und Aufgängen (Rampen) in den Tighremts eine wichtige Rolle spielten; aus den Palmwedeln wurden Matten, Körbe, Stricke u. ä. geflochten.
Die Stätte war Hauptort der Sippe (Aït) der Ben Haddou. Diese kontrollierten zur Zeit der Almoraviden im 11. Jahrhundert am Asif Mellah den Handel auf der alten Karawanenstraße zwischen Timbuktu und Marrakesch. Der größtenteils aus Stampflehm und − den in Südmarokko eher seltenen luftgetrockneten − Lehmziegeln errichtete Ksar dürfte jedoch jüngeren Datums sein. Die Angaben schwanken je nach Literatur vom 12. bis zum 16. Jahrhundert. Auch über die Anzahl der Bewohner kann keine genaue Angabe getroffen werden, jedoch wird von bis zu 1000 Menschen gesprochen, die in Aït Benhaddou gelebt haben sollen.
Ait Benhaddou eine der ganz wenigen, noch halbwegs gut erhaltenen, Lehmbausiedlungen in Südmarokko. Bekannt wurde Aït-Ben-Haddou durch seine Aufnahme in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO im Jahre 1987 und als Filmkulisse (z. B. Sodom und Gomorrha von Robert Aldrich oder Gladiator von Ridley Scott).
In der Vergangenheit hielten sich Verfall und Wiederaufbau die Waage, doch die seit Jahren nachlassenden bzw. ganz ausbleibenden Regenfälle mit daraus resultierendem sinkenden Wasserstand, die Abwanderung der Jugend in die Städte, die Witterung und die zusätzliche Belastung durch immer größer werdende Touristenströme stellen den dauerhaften Bestand der Siedlung jedoch in Frage. Der Wandel vom Dorf zum Freilichtmuseum scheint vor diesem Hintergrund unumkehrbar. Wie lange der Ort − angesichts des enormen Erhaltungsaufwands für die Lehmbauten − zumindest teilweise noch bewohnt sein wird, ist unklar. Für den Film Jesus von Nazareth wurde ein Großteil von Aït-Ben-Haddou gegen Ende der 1970er Jahre restauriert.

Wir verlassen Ait Benhaddou und fahren nach Ouarzazate. Ouarzazate  ist die Hauptstadt der Provinz Ouarzazate in der Region Souss-Massa-Draâ  und hat etwa 100.000 Einwohner. Ouarzazate liegt etwa 1150 m über Meereshöhe zwischen den Gebirgsketten des Hohen Atlas und des Antiatlas. Die Entfernung von bzw. nach Marrakesch beträgt etwa 200 km (Fahrtstrecke). Aufgrund ihrer Lage ist sie eine Drehscheibe für den Verkehr im Süden Marokkos und ein Touristenzentrum. In der Nähe der Stadt liegt der Stausee El-Mansour-Eddahbi, der, wesentlich gespeist durch den dem Hohen Atlas entspringenden Fluss Dadès, seine Wasser in das Wadi Draa entlässt. Der Drâa fließt in einer eindrucksvollen Schlucht Richtung Süden durch das malerische Drâa-Tal und endet in der Sahara.

Ouarzazate ist "Boom Town". Bis 2017 wird in Ouarzazate mit 500 MW elektrischer Leistung in 3 Blöcken (170 MW, 200 MW, 130 MW) das größte solarthermische Kraftwerk der Welt gebaut. Der Bau erfolgt im Rahmen des marokkanischen Solarplans, der vorsieht, bis 2020 2 Gigawatt Solarenergie zu installieren.
Gegründet wurde Ouarzazate von der französischen Kolonialverwaltung 1928. Sie war eine Garnisonsstadt der Fremdenlegion. Am Stadtrand liegt eine der eindrucksvollsten Kasbahs des Landes – die zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Thami El Glaoui erbaute Kasbah Taourirt. Es handelt sich um eine der besonders großen Wohnburgen, innerhalb deren Stampflehm-Mauern auch heute noch Angehörige des Haouza-Stammes leben. Die Kasbah ist eine auch historisch interessante Anlage, da sie den Palast des El Haouzi, des Stammesfürsten, beherbergte. Etwa ein Drittel des Palastgebäudes ist heute öffentlich zugänglich.

Der letzte El Haouzi von politischer Bedeutung, Thami El Glaoui, kollaborierte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit den französischen Kolonialherren und spielte bis zur Unabhängigkeit eine machtvolle Rolle – zeitweise war er Pascha von Marrakesch. Sein Versuch, sich mit dem nach der Befreiung inthronisierten Mohammed V. zu versöhnen, misslang. Thami El Glaoui starb 1955.


In der Nähe von Ouarzazate befinden sich mehrere Filmstudios, darunter die Atlas Corporation Studios, die 1983 vom Hotelier Mohamed Belghmi gegründet wurden. Zu den bekanntesten Filmen, die in Ouarzazate gedreht wurden, gehören zahlreiche Bibel- und Monumentalverfilmungen, darunter „Gladiator“, „Die Bibel – Josef“ und „Das Jesus Video“ sowie „Die Päpstin" und „Der Medicus“.


Nach soviel Geschichte ist endlich Feierabend angesagt. Eine romantische Nacht mit Lagerfeuer am Stausee soll es werden. Doch als ich (als erster) dort ankomme, weht es wie verrückt. Der vorgesehene Platz ist völlig ungeeignet für eine ruhige Nacht. Ich suche etwas Windschatten in einer Senke und informiere die Nachfolger. Wir kuscheln uns aneinander und so geht es einigermaßen mit dem Schlafen. Das Feuer haben wir ausgelassen.



Am nächsten Morgen ist der Wind eingeschlafen, und wir haben einen herrlichen Ausblick auf die schneebedeckten Gipfel des hohen Atlas.




Wir können die Berge, die wir befahren wollen, schon vor uns erkennen. Vorher fahren wir noch nach El Kelaa M`gouna ins Rosental. Während wir Männer Kaffee trinken, versorgen sich die Damen mit Rosenwasser. Wir kommen wieder in die Berge. Jetzt soll es in die berühmte Dadesschlucht gehen und von dort über eine spektakuläre Serpentienenstrecke auf eine Höhe von 2100 m. mit sensationeller Aussicht. Am Ende dieser Straße ist eine Weiterfahrt nur mit Geländewagen möglich. Das heist, wir müssen wieder umdrehen und die Strecke zweimal fahren.

Ganz oben wird die Straße so schmal, dass eine Begegnung unmöglich ist und es ist von der Straße auf einer Länge von ca. 100 m ein Stück weggebrochen. Es gibt auch keine Leitplanke oder ähnliches. Etwa eineinhalb Meter neben mir geht es ca. 1000 m steil bergab. Hier runter zu stürzen käme einem Flugzeugabsturz gleich. Ich hoffe dass mein Schicksal mich nicht in Marokko enden lassen will und stehe das durch. Auf meinen Gipfelstürmer bin ich besonders stolz, hat er mich doch sicher rauf und überwiegend im ersten Gang wieder runter gebracht.






Für heute reicht`s. Es ist kaum zu glauben, wie abwechsungsreich das Land ist. Wir fahren über Tinerhir an der Todraschlucht, die wir morgen auf dem Programm haben, auf unseren Campingplatz in einer Palmenoase und genießen den Feierabend

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen