Buonos dias, liebe Freunde meines Blogs,
heute ist Heiligabend. Da ich hier für mich
alleine keine Weihnachtsvorbereitungen treffen muss, habe ich viel Zeit
und nachfolgend den traditionellen Ablauf des Weihnachtsfestes in Spanien
zusammengestellt. Ich hoffe das es für Euch von Interesse ist.
Die Heilige Nacht, die Noche Buena, ist der
traditionelle Abend der Familie. Groß und Klein versammelt sich vor der Krippe
um Villancicos (spanische Weihnachtslieder) anzustimmen. Begleitet von Tamburin
und Reibtrommeln wird das Wiedersehen mit Verwandten gefeiert. Nach dem
gemeinsamen Essen die Urne des Schicksals auf den Tisch gestellt. Sie ist mit
vielen kleinen Geschenken und Nieten gefüllt. Jeder darf so lange kleine
Päckchen aus der Urne nehmen, bis er ein Geschenk gefunden hat. An Heiligabend
wird ebenfalls die Messe des Hahns (Misa del Gallo) gefeiert, der die Geburt
Jesu als erstes verkündet haben soll.
Am 28. Dezember sollte man besser auf der Hut
sein, denn dies ist der Día de los Inocentes (Tag der unschuldigen Kinder), den
man mit dem 1. April in Deutschland vergleichen kann. Wer nicht aufpasst, der
wird von seinen Mitmenschen gehörig zum Narren gehalten. Jede Zeitung, jede
Fernseh- und Rundfunkstation bringt eine Ente. Vor allem Kinder auf den Dörfern
spielen Streiche, die man ihnen an diesem Tag nicht übel nehmen darf.
Aus diesem Grunde trat auch die spanische
Verfassung erst am 29. Dezember 1978 offiziell in Kraft – einen Tag später als
ursprünglich vorgesehen. Schließlich wollte man die Verfassung nicht in
Verbindung mit einem Scherz bringen.
Die große Bescherung findet erst am 6. Januar,
dem Tag der Heiligen Drei Könige (Dia de los Reyes oder Reyes Magos), statt.
Dieser Brauch geht auf die logische Schlussfolgerung zurück, dass das Jesuskind
zwar am 24. Dezember geboren worden sein soll, die Heiligen Drei Könige aber
auf ihren Dromedaren erst am 6. Januar eintrafen, um das Kind mit Gold,
Weihrauch und Myrrhe zu huldigen.
Um das Ganze bildlich zu veranschaulichen, werden
bis zum 5. Januar , soweit vorhanden, die Figuren der Heiligen Drei Könige in
der Hauskrippe bewegt, bis sie am 6. Januar vor dem Jesuskind ankommen. Für die
Kinder bedeutet dies, dass an diesem Tag die Reyes (Könige) aus dem Morgenland
kommen und ihnen die Geschenke bringen.
Die Erwachsenen essen am Tag der Heiligen Drei Könige
einen Dreikönigskuchen, den Roscón de Reyes, einen ringförmigen Kuchen aus
leichtem Teig mit kandierten Früchten. Im Teig sind eine kleine Figur aus
Porzellan und eine dicke Bohne versteckt. Wer das Figürchen erwischt, wird zum
König gekrönt und soll viel Glück im neuen Jahr erfahren. Wer aber die Bohne
erwischt, muss den Kuchen bezahlen.
Die große Bescherung am 6. Januar
Um von den Königen auch reich beschenkt zu
werden, gibt es am 5. Januar keine Chance für Langschläfer, denn dann ziehen
die Kinder lärmend durch die Straßen. Die Tradition, el arrastre, mit
zusammengebundenen Dosen Krach hervorzurufen, soll die Kinder davor bewahren
von den Heiligen Drei Königen vergessen zu werden. Ebenso laut geht es in
Algeciras zu. Eine alte Erzählung besagt, dass auf dem Berg Botafuegos ein
Riese haust, der am Vorabend des Dreikönigsfestes eine riesige graue Wolke über
die Stadt bläst. Die drei Könige aus dem Morgenland können nicht mehr die
Häuser der Stadt erkennen und die Kinder gehen ohne Geschenke aus. Um dies zu
verhindern, muss der Riese mit lautem Krach vertrieben werden.In der Nacht vom
5. auf den 6. Januar putzen die Kinder ihre Schuhe besonders gut, stellen Kekse
und Milch für die Heiligen Drei Könige und Wasser und Stroh für die Kamele
bereit und gehen ganz brav früh ins Bett. In der Frühe sind dann die Geschenke
für die Kinder angekommen. Einer wunderschönen, sehr alten Tradition folgend,
werden hier an der Küste und speziell in der Comunidad Valencia, in allen
größeren Städten Drei-Königsumzüge organisiert, die, ob ihrer Originalität und
Authentizität landesweit ihresgleichen suchen.
In Dénia kommen die Könige via Fähre mit großem
Gefolge an Land, wo sie von Groß und Klein seit Stunden erwartet werden. Per
Pferd, Kutsche, Festwagen, oftmals auch von Dromedaren und Elefanten flankiert,
bahnen sie sich den Weg durch Strassen und Gassen und gelangen, begleitet von
Festkappellen, Trommlerzügen und singendem und tanzendem Gefolge, zum Plaza
Mayor oder zum Rathausplatz, wo sich die Festgemeinde versammelt hat und die
Kinder auf ihre Geschenke warten.
Bis es so weit ist, haben die Könige und ihre
Begleitstafetten Tonnen von Süßigkeiten an die Wartenden verteilt und es wurden
tausende von Fotos gemacht, die die lieben Kleinen mit ihrem Lieblingskönig
zeigen. Der Aufregung kann kaum noch Einhalt geboten werden. Nachdem am
Rathausplatz die Geschenke , die die Eltern vorher dort deponiert haben, oder
die zum Teil auch von öffentlichen Organen gespendet wurden (für Kinder, deren
Eltern sich diese Geschenke nicht leisten können eine willkommende
Hilfeleistung) verteilt wurden, halten die Könige Audienz. Im festlich
geschmückten grossen Saal des Rathauses erwarten nun Caspar, Melchior und
Baltasar ihre Anhängerschaft. Kinder, die im "richtigen" Leben, eher
mit elektronischem Spielzeug Umgang pflegen, stehen zappelnd und aufgeregt in
langer Schlange und warten, bis Ihr König sie bittet vorzutreten um mit ihnen
zu plaudern. Was für ein Moment!!! Die Kinderaugen strahlen und leuchten und
der König lässt sich bereitwillig auch zum hundertsten Male mit einem der
begeisterten Kleinen fotografieren.
Nach diesem Empfang gehen Eltern und Kinder
entweder nach Hause um sich am Drei-Königsmahl zu laben oder haben einen Tisch
in einem der festlich geschmückten Restaurants reserviert, um diesen besonderen
Abend bei einem umfangreichen und köstlichen Mahl ausklingen zu lassen.
Wie auch in Deutschland schreibt man mit Kreide
die Buchstaben C + M + B (Christus Mansionem Benedicat - Christus segne das
Haus) an die Haustür und hofft dadurch für ein Jahr alles Unglück und Schlechte
fernhalten zu können. Auch wird an diesem Festtag ein biblisches Spiel
(Corderados) aufgeführt, und es gibt einen Umzug (Cabalgota de Reges).
Sehr häufig werden in der Zeit zwischen den
Jahren Weihnachtsspiele aufgeführt. Weit verbreitet ist zum Beispiel die Fiesta
de Loco (das Fest der Messdiener), bei dem ein Junge als Bischof verkleidet
wird und diesen den ganzen Tag lang spielt. Ebenfalls bekannt ist die
Aufführung, die den von Herodes angeordneten Kindermord nachstellt. Die Fiesta
de la Coretta, findet in der Zeit vom 30. Dezember bis zum 1. Januar statt. Bei
diesem Fest wird Brennholz gesammelt und eine Kiefer gefällt. Diese wird dann
reich geschmückt durch die Orte getragen und gesegnet.
Ich wünsche
auf diesem Wege allen Freunden und Bekannten sowie den Besuchern meines Blogs
herzlichst Euer Womotramp