Gesamtzahl der Seitenaufrufe

14.02.2014

12. - 15.01.2014 Freud und Leid liegen dicht beisammen

Heute ist Sonntag und unser Streckenplan sieht vor, das wir uns vom Atlantik in den Antiatlas hochschrauben wollen. Zunächst geht alles gut. Wir fahren ein Stück auf einer Autobahn, die durchaus mit den deutschen vergleichbar ist. Weiter geht es durch ein landschaftlich uninteressantes Gebiet nach Khouribga.
Aber dann geht es los. Auf Backbord (links) taucht das Gebirge des Antiatlas auf. Im Hintergrund sehen wir die schneebedeckten Gipfel des Hohen Atlas. Wir winden uns in endlosen Serpentienen eine schmale und sehr steile Straße hinauf. Der Blick auf die Berge ist atemberaubend und meinem Womo geht der Atem auch aus. Aber nicht wegen des Anblicks. Mit 125 PS und über fünf Tonnen Gesamtgewicht und 40 ltr Rotwein an Bord, ist an den Steigungen stellenweise bei 20 km Speed Schluss.





Von unserer Truppe bin ich der Langsamste und versuche den Abstand bergab wieder zu verringern. Das heißt so wenig wie möglich bremsen und Ideallinie fahren. Trotzdem glühen meine Bremsen weil mir mit dem Automatikgetriebe die Motorbremse fehlt.





Wir passieren den wunderschönen Stausee Bin el Quidane und übernachten nach 350 km Schwerstarbeit auf einem Campingplatz den ein holländisches Ehepaar in der Nähe von Ouzoud mitten in die Pampa gebaut hat.





 Aber es gibt Strom, warme Duschen vernünftige WC´s. und ein Restaurant im Stil eines Berberzeltes, in dem wir diesen Tag bei einer Tajine (wieder einmal) ausklingen lassen.







Am Morgen werden wir nicht, wie üblich um sechs vom Muezzin geweckt, den gibt es hier nicht, sondern um halb fünf vom Hahn dessen Gekrähe der Haushund offensichtlich auch nicht leiden kann und deswegen seinen Senf dazugibt.
Nach dem Frühstück (ein Baguett kostet in Marokko ein - zwei Dirham, ca 9 - 18 Cents) gebe ich einer Mitarbeiterin des Campingplatzes meine Wäsche zum Waschen. Anschließend ist Bewegung angesagt. Eine Wanderung zu den größten Wasserfällen Marokkos. Etwas gehandicapt von meinen, in Spanien, angefutterten Kilos, komme ich dabei ganz schön ins schwitzen. Gott sei Dank bin ich nur der Zweitunsportlichste und nehme mir vor mich zu bessern.















Am Abend nehme ich meine Wäsche in Empfang. Für Bettwäsche, zwei Oberhemden,  5 schwarze und drei weiße T-shirts zwei Jeans und etliche Unterhosen bezahle ich nur ca. 5 €. dafür hat die Waschfee die Wäsche nicht im Fluß gewaschen sondern alles in eine Waschmaschine geschmissen so dass die weißen T-shirts nun nicht mehr weiß sind.
Das ist aber das kleinste Problem. Es geht weiter nach Marrakesch. Das ist auch kein Problem, sondern der Weg dorthin. Durch den Mittleren Atlas geht es entlang des schneebedeckten Hohen Atlas bei dem mein "Rolling Home", das ich zwischenzeitlich in "Bergziege" umgetauft habe, wieder an seine Leistungsgrenzen stößt.
Bei Demnate mache wir einen Ausflug zur Naturfelsenbrücke Imi n`Ifri. Hier stosse ich an meine Leistungsgrenze. Hätte ich nur auf die Warnungen gehört.... Es geht über abenteuerliche Wege in einen Canon hinab. Selbst der Hund eines mitreisenden Ehepaares muss getragen werden. Es gibt ein paar Stürze (ich nicht !!!) weil wir über Felsbrocken ohne jegliche Sicherung, nur durch ein paar helfenden Händen von Marokkanern, die sich damit ihr täglich Brot verdienen, unterstützt, stolpern. Aber es ist atemberaubend und das Schönste ist, ich bin, bewundert von meinen Mitreisenden, heil unten angekommen. Nur wir müssen ja wieder nach oben. Mir geht nur beim hochsehen schon die Luft aus. Aber, ich schaffe auch das und habe, glaube ich zumindestens, heute fünf Kilo abgenommen.



Wie bin ich froh wieder hinterm Steuer sitzen zu können und jetzt geht es auch überwiegend bergab. Das freut auch meine Bergziege.
Wir erreichen den Campingplatz in Marrakesch. Dieser Platz hat fast europäischen Standart und ist einer von nur zwei Plätzen, auf der ganzen Tour der Alkohol im Ausschank hat. Wir fahren mit Taxis (uralt Mercedes Diesel) in die Stadt. diese Taxis sind für 6 Passagiere zugelassen. Zwei vorne neben dem Fahrer und vier auf der Rückbank. Da ich meinen Platz brauche, hat aber neben mir auf dem Vordersitz keiner mehr platz oder der Fahrer müsste draussen bleiben.
Wir lassen uns auf den Jemaa el Fna (den Platz der Gehenkten), dem Zentrum von Marakkesch schlechthin, fahren, um die Abendstimmung inmitten von Schlangenbeschwörern, Gauklern und Fressbuden bei Brochette einem Fleischspieß (heute mal keine Tajine) ausklingen zu lassen.








Den folgenden Tag verbringen wir mit einer geführten Stadttour, die uns die Gegensätze von Marakkesch nahebringt.





Auf der einen Seite eine sehr moderne Stadt mit breiten Avenuen und tollen Geschäften und dann die Medina (Altstadt) und

der Soukh (Markt) auf dem alles angeboten wird was die ca. 1 Millionen Bürger dieser Metropole für den täglichen Bedarf benötigen. So ein Soukh, den jede marokkanische Stadt hat, wäre ein Paradis für unsere Gewerbeaufsichtsämter. Sie würden jeden Stand schließen weil unsere hygienischen Standards nicht ansatzweise eingehalten werden. Ich kaufe trotzdem Kamelfleisch und alle weiteren Lebensmittel dort und habe, wie alle Mitreisenden, keine Probleme bekommen.









Der Jardin Majorelle


Nachdem sich der französische Maler Jacques Majorelle im Jahr 1919 im damals noch französisch besetzten Marokko niederließ, legte er 1923 auch einen Garten an. Majorelles Kunst ist heute weitgehend in Vergessenheit geraten - bis auf den von ihm erschaffenen Garten. Eine spezielle Abstufung des Kobaltblaus die er im Garten sehr oft verwendete, nennt man nach ihm Majorelle-Blau.
Im Garten findet man Pflanzen aller fünf Kontinente, hauptsächlich Kakteen und Bougainvillea. Zwanzig Gärtner und Angestellte kümmern sich täglich um den Garten und die Bassins. Die Flora umfasste 1999 dreihundert Arten, vor allem eine vielfältige Kakteenbepflanzung. Im Jahr 2000 erhielt der Garten eine automatische Bewässerungsanlage, die es ermöglicht, den Pflanzen die optimale Wassermenge im zeitlich besten Abstand zukommen zu lassen.
Seit 1947 ist der Garten öffentlich zugänglich. 1980 wurde er von dem französischen Modedesigner Yves Saint Laurent und seinem Lebensgefährten und Geschäftspartner Pierre Bergé aufgekauft. 1997 gründete Bergé eine Stiftung, «The Majorelle Trust», die sich dauerhaft um den Erhalt der Anlage kümmern soll. Sie ließen den mittlerweile verwilderten Garten in mehreren Etappen wiederherstellen. Hier holte sich Saint Laurent seine Inspirationen für seine Kollektionen. Nach seinem Abschied vom Modegeschäft 2002 wurde die Villa und der Garten zu einem seiner Rückzugsorte. Nach seinem Tod im Jahr 2008 wurde seine Asche im Beisein von Mitarbeitern und Freunden im Rosengarten verstreut.
Der Garten beherbergt auch das Islamische Kunstmuseum von Marrakesch, dessen Sammlung nordafrikanische Textilien aus Saint-Laurents persönlicher Kollektion ebenso wie Keramiken, Schmuck und Gemälde von Majorelle umfasst. Die Anlage wird von 650.000 Besuchern jährlich besichtigt.





Wieder beschließen wir den Abend auf dem Jemaa und finden die Stadt einfach toll.