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19.10.2022

"Nur die Harten kommen in den Garten"..... Winter 22 / 23


Jetzt hat es mich doch erwischt. Die allgemeinen Preissteigerungen fressen meine Reserven auf und ich traue mich nicht, mit dem letzten Cent, auf Spitz und Knopf, nach Andalusien zu fahren. Was ist, wenn unterwegs mein alter Benz den Geist aufgibt?? Dann sitze ich an der Autobahn und muss singen, weiß aber nicht, ob meine Shantys in Frankreich und Spanien so gut ankommen. Da auch ich so langsam in die Jahre komme, muss nun ein neuer Plan her. 

Seit zehn Jahren war ich im Winter nicht mehr in Deutschland.....ab jetzt werde ich mich wieder an den heimischen Winter gewöhnen müssen. Warum das.....??

Nach meiner Heimkehr aus Andalusien und den damit verbundenen Strapazen (vierunddreißig Stunden nonstop), brauchte mein Rücken, erst einmal einige Tage um wieder gerade zu werden. Man wird eben nicht jünger und die Regenerationszeit immer länger. In dieser Zeit kamen in mir Zweifel auf, ob und wie lange ich mir diesen Höllenritt noch antun wollte und begann über Alternativen nachzudenken......

Hier auf meinem Dauercampingplatz die Winter zu verbringen wäre, bei den Gaspreisen, sicher nicht die wünschenswerteste Lösung. Eine Wohnung aber kann ich mir, mit meiner kleinen Rente, eigentlich nicht leisten. Also bin ich über meinen eigenen Schatten gesprungen und habe mich mal am Sozialamt erkundigt, was da für mich möglich wäre. Dieser Schritt war für mich unheimlich schwer denn ich hätte mir es mir in meinen schlimmsten Träumen nicht vorstellen können, irgendwann einmal jemanden um Hilfe bitten zu müssen. Aber "what shalls" unser Staat hilft ja auch anderen großzügig, warum denn nicht auch mir. Und siehe da, ich hatte einen netten Berater der mir riet, mich einmal um eine Wohnung zu bemühen. Es gäbe einige Möglichkeiten, mir finanziell unter die Arme zu greifen.

Also......ich kann es ja mal versuchen und dann immer noch eine Entscheidung treffen. Ich schaltete ein Inserat und bekam auch einige Angebote. Offensichtlich herrscht hier an der Küste noch nicht so eine arge Wohnungsnot. Nachdem ich mir aus den Angeboten eine für mich passende kleine Wohnung ausgesucht hatte und mit den Vermietern einig geworden war, entschied ich mich mein Leben dahingehend zu verändern, dass ich Spanien aufgeben wollte, aber meinen Campingplatz hier im Norden noch so lange wie möglich behalten wollte. Irgendwie ist Camping für mich mit den Jahren eine Art Lebensphilosophie geworden, auf die ich noch nicht verzichten möchte...... Der Termin für die Wohnungsübernahme war für den 1. Oktober geplant. 

Da ich nicht mehr nach Spanien fahren wollte um meinen alten Wohnwagen abzuholen, denn mein alten Benz hat keine Anhängerkupplung und den TÜV hat mein rollendes Zuhause auch schon seit einigen Jahren nicht mehr gesehen, verschenkte ich ihn kurzerhand an einen Mitarbeiter des Campingplatzes in Balerma.  

Soweit, so gut.....aber es kommt erstens meistens anders, als wie man zweitens denkt. Mein Vermieter hier in Cuxhaven teilte mir mit, das die Wohnung einen Wasserschaden hätte und er sie so nicht mehr vermieten könnte. Son Schiet, jetzt stehe ich da, mit meinem gewaschenen Hals und was mach ich nun?? Spanien ist Geschichte. Also noch eine Anzeige schalten und Wohnungen ansehen. Dieses Mal ist aber nichts dabei, was mir gefallen könnte. Zwischenzeitlich fange ich aber an, mich mit dem Gedanken anzufreunden, dass ich ohne öffentliche Hilfe in Anspruch nehmen zu müssen,  eventuell doch, auch über den Winter, hier auf meinem Dauercampingplatz bleiben könnte......"nur die Harten kommen in den Garten". 

Jetzt werde ich es mal ausprobieren, ob mir hier, wo sich so nach den Herbstferien Fuchs und Hase "Gute Nacht" sagen als Eremit über den Winter das Maul zuwächst.......

So, das habe ich nun davon......hier ist es zwischenzeitlich recht kalt geworden (-3°) und dazu noch ziemlich sssstürmisch. Da ich bisher nachts noch nicht heize, hatte ich beim Aufstehen noch 4° in meiner Kemenate.......So schnell bin ich schon lange nicht mehr in meine Klamotten gekommen. Dazu kommt.....der Platz hat, wegen des Frostes, das Wasser abgestellt. Das muss ich mir in den nächsten Monaten in Kanistern aus dem Sanitärhaus holen.
Und ich habe die Heizperiode eröffnet. Wenn ich nachher meinen Grünkohl, mit Speck, Pinkel und Kohlwurst, aufsetze, hilft der Gasherd auch noch beim Heizen.

Ich habe es in der letzte Woche doch noch einmal mit einer kleinen Wohnung versucht. Es hat aber nicht geklappt. Die, die ich mir angesehen hatte, war schön aber als Mieter war ich den Leuten offensichtlich nicht solvent genug. Jetzt gebe ich es wirklich auf und kümmere ich mich für´s Erste nicht mehr um eine Wohnung "abwarten und Tee trinken" oder "kommt Zeit, kommt Rat".

Ansonsten habe ich mich so langsam akklimatisiert. Ich bleibe bis halb neun im Bett.....da ist es warm und dann heize ich auf kleiner Flamme bis Mittag. Um zwölf mache ich die Heizung wieder aus und so ab 15 Uhr, nach meinem Mittagsschlaf, wieder an. Um ca. 23 Uhr mache ich sie dann über Nacht wieder aus. So komme ich bei etwa 16 / 17° Raumtemperatur, mit einer Flasche Gas ca. zwei Wochen aus. Da spare ich natürlich kräftig aber wenn es noch kälter wird, muss ich wohl mit dem doppelten Verbrauch rechnen.

Hier ist keine Menschenseele mehr zu sehen und mir fehlt natürlich auch jemand, den ich (maulfauler Nordfriese) zuquatschen kann.... Mal sehen, vielleicht fahre ich morgen mal zum Einkaufen. Ich muss zwar noch nicht, aber dann komm ich wenigstens mal wieder unter Menschen.