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05.03.2014

05.02. - 07.02.2014 Alles hat einmal ein Ende, aber auch die letzten drei Tage werden nicht langweilig

Mit einem letzten Blick auf die hohen Sanddünen der Erg Chebbi verlassen wir die Wüste und fahren zurück nach Erfoud, man denkt gleich an Erfurt, ist es aber nicht, ehrlich!!!. Erfoud liegt am Ziz (Fluss) etwa 75 km südlich von Errachidia  und etwa 85 km östlich von Tinejdad in einer Höhe von etwa 800 m ü. d. M.. Die Stadt wird überragt vom etwa 3 km entfernten Jebel Erfoud (935 m). Erfoud wurde im Jahre 1917 von den Franzosen als Garnisonsstadt völlig neu erbaut. Eine wichtige militärische Funktion hat die Stadt aufgrund ihrer Grenznähe zu Algerien immer noch.

Wir bummeln durch den Souk, wo ich mir noch einmal Kamelfleisch und frisches Gemüse kaufe.






Er Rachidia Metzgerei
Der Geschmack von Kamelfleisch ist vergleichbar mit Rindfleisch. Es ist fettarm (Cholesterinarm) man muss es aber, da es hier nur ganz frisches (nicht abgehangenes) Fleisch gibt, sehr lange schmoren. Zum Kurzbraten eignet es sich kaum. Aber als Gemüsepfanne schmeckt es sehr gut.

Der Womotourist lebt in Marokko vergleichsweise billig. Fleisch egal welcher Sorte liegt preislich zwischen 5 - 7 € das Kilo. Eier kosten 7 - 8 Cent. Obst und Gemüse sind in Marokko für unsere Begriffe spottbillig. So kosten ein Kilo Paprika oder ein Kilo Tomaten ca. 0,50 €. Kartoffeln, Karotten oder Zwiebeln ca. 0,30 €. Bananen auch ca. 0,50 € und Mandarinen ca. 0,20 € . Ein Baguette oder ein kleines Fladenbrot 1 Dirham (9 Cent) Auch Gewürze, Tees und Kräuter, die hier lose angeboten werden sind sehr günstig.
Kaffee, westlicher Couleur und soweit es Alkohol zu kaufen gibt (nur in den Marjane Supermärkten) Käse (die Marokkaner essen kaum Käse) sind dafür sehr teuer. Diese Artikel sollte der Reisende schon mitbringen.
Nach unserem Soukbesuch fahren wir weiter und besichtigen eine Fossilienschleiferei. Erfoud liegt an der Ktaoua Formation, die reich ist an etwa 350 bis 480 Millionen Jahre alten Fossilien, besonders an Trilobiten, Orthozeren und Goniatiten. Sehr häufig wird der Trilobit Flexicalymene ouzregui in den meist schon vor Ort zugeschliffenen Gesteinsbrocken gefunden und an internationale Gesteinshändler oder Touristen verkauft.





















Die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter, die die Blöcke in Tafeln zersägen und der Schleifer, sind katastrophal. Aber die Ergebnisse ihrer Arbeit kann man nicht beschreiben. Tisch - und Wandplatten Platzteller und allerlei Dinge, die man brauchen oder auch nicht brauchen kann, erzählen durch die Fossilien, die sehr gut sichtbar herausgeschliffen wurden, ihre viele Millionen Jahre alte Geschichte.

Wir wollen heute nach Meski, auf den Campingplatz Source Bleu de Meski (Blaue Quellen) der Weg dorthin führt uns durch das Ziztal. Der theoretisch 282 km lange Oued Ziz entspringt im östlichen Hohen Atlas in Marokko und fließt südöstlich in die Sahara. Der Ziz durchfließt malerische Schluchten (Gorges du Ziz), deren Talsohle von Dattelpalmenoasen gesäumt ist, und bewässert die weitgehend ebene Oasenlandschaft des Tafilalet (auch Tafilet oder Tafilalt).
Schluchten des Ziz

Dattelpalmenoasen


Wir machen uns nun wieder auf den Weg und nach rd. 10 km erreichen wir unseren Stellplatz an den blauen Quellen.
Wir werden von Mohammed, einem Inhaber eines Souveniergeschäftes am Platz begrüßt. Ich bekomme einen Brief, den Bekannte, die ein paar Tage vorher hier waren, für mich hinterlassen hatten. Mohammed lädt uns zu einem Spaziergang durch die Palmenoase und zu der Kasbahruine ein.














 Das Kasbahdorf wurde vor etwa 30 Jahren aufgegeben und war ursprünglich mal für 1.200 Einwohner Heimat. Mittlerweile haben Wind und Wetter die Lehmbauten total zerstört. Spaziergang nannte Mohammed das. Nach eineinhalb Stunden klettern durch die riesige Ruine kamen wir müde zurück. Ich war nicht nur müde, nein ich war total kaputt. Ich habe, gleich einem Kamel in der Wüste, hier in Marokko einen großen Teil meiner Fettreserven verbraucht. Nach einem Abendessen (es gab ein leckeres Hammelgericht) in Mohammeds Shop, malerisch zwischen all seinen Schätzen, und einer sehr lauten aber gekonnten Musikshow, bei der ordentlich getrommelt wurde, fiel ich todmüde ins Bett. 
"Guten Morgen liebe Entdecker, heute fahren wir die zweitlängste Etappe unserer Tour. Es geht in das knapp 300 km entfernte Ifrane und wir machen heute eine Schneeballschlacht"  Mit diesen Worten motivierte "Uns Uwe" uns an unserem vorletzen Tag zur Weiterfahrt. 
Eine Schneeballschlacht, na das war doch was, das hatten wir noch gar nicht und eigentlich hat sich auch keiner von uns vorgestellt in Marokko eine zu machen.
Zunächst ging es weiter durch das Ziztal und dem 1927/28 erbauten Tunnel der Legionäre wieder einmal auf einer tollen Serpentienenstrecke in die Berge. Über den hohen Atlas zu den schneebedeckten Gipfeln des mittleren Atlas.



Die Fremdenlegion operierte zu dieser Zeit in der Region von Quezzan und die Pionierkompanie wurde mit der Konstruktion der Straße von Ziz zwischen Midelt und Erfoud beauftragt. Flankiert von Bergen die sich über zweitausend Meter erhoben, war das enge Tal durch das die Straße verlaufen sollte  von einer massiven, zentralen Erhebung aus Granit blockiert. Diese zu umgehen war unmöglich, also beschloss man, einen Tunnel durch das Granitgestein  zu schlagen. Ohne jegliche Maschinen oder mechanische Unterstützung gruben die Legionäre mit der Brechstange, Hammer, Pickel und Dynamit den 60 m langen, 8 m breiten und 4 m hohenTunnel durch den Fels. Am Eingang meißelten sie den Spruch: „Ein Berg versperrte uns den Weg und es erging der Befehl, weiter zu machen. Die Legion führte den Auftrag aus.“ Am anderen Ende steht: "Die Energie ihrer Muskeln und ihr unbezähmbarer Wille waren ihre einzigen Werkzeuge".


Am Stausee Aguelmane de Sidi Ali auf 2100 m üNN, machen wir einen Fotostopp und der Schnee, den wir dort vorfinden, reicht tatsächlich zu einer Schneeballschlacht.








Durch ausgedehnte Zedernwälder geht es durch eine Landschaft, die dem Schwarzwald oder dem Harz sehr nahe kommt, nach Irfane. Dieser Ort überrascht uns sehr. Wir erleben eine moderne gepflegte Kleinstadt in den Bergen des Mittleren Atlas, die ein beliebtes Ski-Resort für die marokkanische Mittel- und Oberschicht ist. Auch der König verfügt hier über einen Palast und ein eigenes Skigebiet in Mischliffen.





Datei:Ifrane1.jpg


Gegen 16 Uhr erreichen wir, wieder voller neuer Eindrücke unseren Campingplatz. Hier stehen wir unter Apfelbäumen (hier wächst das Obst, dass auch bei uns wächst, Äpfel, Birnen, Kirschen usw.) in 1500 m Höhe. Hassan, der Betreiber des Platzes spricht gut deutsch. Er hat lange Zeit in Köln gelebt. Es gibt hier offiziell zwar kein Restaurant, er besorgt aber frische Forellen und serviert sie frittiert und mit Gemüse. Mhm lecker....
Nach kalter Nacht gehen wir unseren letzten Tag an. Ab morgen geht (fährt) wieder jeder seinen eigenen Weg. Aber heute gibt es noch ein Highlight ...die alte Königsstadt Fes, die wir nach nur 80 km erreichen. Erst einmal geht es in den Supermarkt, den ersten seit drei Wochen um das einzukaufen was man so vermisst hat. Dann fahren wir auf den Campingplatz und warten auf unseren Führerin Farida und den Minibus der uns in die Stadt bringen soll.
Fès ist die drittgrößte Stadt Marokkos mit knapp über einer Million Einwohnern. Sie ist die älteste der vier Königsstädte des Landes (Fès, Marrakesch, Meknès, Rabat) und galt nach der Begründung der Qarawiyin-Universität als geistiges Zentrum der Region. Auf föderaler Ebene fungiert Fes als Hauptstadt der Region Fès-Boulemane, das eine von 16 Regionen Marokkos repräsentiert.
Die Altstadt, Musterbeispiel der orientalischen Stadt, steht seit 1981 als Weltkulturerbe unter dem Schutz der UNESCO. Dabei soll es sich im Hinblick auf die Fläche um die weltweit größte mittelalterliche Altstadt handeln. Das tiefe Blau der Keramik gilt als Wahrzeichen von Fès, neben den grünen Dächern der Sakralbauten, die das Bild der Stadt aus der Vogelperspektive prägen.
Blick auf Fes


Stadtführung mit Farida


Fes besteht heute aus drei Stadtteilen, die jeweils einer Epoche der Stadtgeschichte zugeordnet werden können.
Die Altstadt, Medina el Qadima, besteht aus dem Stadtteil um die Qarawiyīn-Moschee bzw. -Universität, die nach ihrer Gründung im Jahre 859 das Zentrum des öffentlichen Lebens darstellte. Sie wird von der Stadtmauer eingeschlossen. In saadischer Zeit wurden außerdem die beiden Zitadellen (Borj Nord und Borj Sud) errichtet, die sich auf den Hügeln über der Altstadt befinden.
 Eingang zur Altstadt (Medina)


Die mittelalterliche Neustadt, (Fes el Jedid), geht auf die Dynastie der Meriniden (1244–1465) zurück, die Fès ab 1248 zur Hauptstadt ihres Reichs erklärten. Im Zentrum stehen der Königspalast und das jüdische Viertel (Mellah).
Die Ville Nouvelle wurde auf Veranlassung von Marschall Lyautey und nach den Plänen des französischen Architekten Henri Prost in der Protektoratszeit als neue Stadt in der Nähe der Festung Dar Debibagh südlich von Fès el Jedid gebaut. Zunächst als Residenzviertel für die Europäer entstanden, entwickelte sich die „Ville Nouvelle“ als moderne arabische Stadt mit neueren Villenvierteln weiter. Hier haben sich Behörden, Institutionen und Dienstleistungsbetriebe angesiedelt. Die Ville Nouvelle stellt heute flächen- und einwohnermäßig den größten Teil der Stadt und die obligatorischen Flaniermeilen (Boulevard Hassan II., Avenue Mohammed V.). In ihr befinden sich auch die größten Kinos (Empire, Rex) und eine McDonalds-Filiale mit Ausblick auf die grünen Hügel zwischen Altstadt und Ville Nouvelle.
 Der Königspalast


 Kairauine Mosche


Zum Abschluss an die Stadtführung besichtigen wir noch eine Lederproduktion. Hier stinkt es zum Himmel und wir erhalten Pfefferminzsträuschen um den Geruch ertragen zu können. Die Arbeitsweise der Gerber und Färber ist mittelalterlich aber die Produkte am Ende der Kette, Jacken, Mäntel, Handtaschen, Gürtel usw. können sich sehen lassen und stinken auch nicht mehr.



Wir beschließen unsere Tour am Abend mit einer Grillparty und "Uns Uwe" lässt bei einer Fotoshow die Tour noch einmal Revue passieren.





Tschüss, kommt gut nach Hause und vielen Dank Uwe für die unvergesslichen Erlebnisse, die uns das für uns vorher fremde Marokko nähergebracht haben.













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